08.09.2013

Pimp my Robe

Ich hatte es versprochen und jetzt gibt's auch den Eintrag zu meiner verbesserten Robe oder kann ich das schon Kleid nennen? Es geht um eine alte Faschings-Priesterrobe - Ja, genau so ein Ding! Diese hatte mein Manne im Jugendalter zum Fasching getragen und dann später an den Seiten eingeschnitten, um sie mit anderem zu einer Art Gewandung zu kombinieren und damit seine ersten Märkte zu besuchen. Ich hab ihn selbst nie darin gesehen, aber das Ding lag halt in seinem Kleiderschrank und ich hab's mir irgendwann angeeignet. Anfangs hab ich sie nur unter meine normale Gewandung gezogen, als zusätzliche, wärmende Schicht und um eine Kapuze zu haben. Später hab ich es auch mal ausprobiert, sie über meinem Unterkleid zu tragen. Das gefiel mir nicht sonderlich, also wurden Pläne geschmiedet, um die Robe brauchbarer zu machen.


 

Die Rohform
So habe ich es als Fantasy-Gewand
zur Premiere des Hobbit-Films getragen.

Erstmal wollte ich die Schlitze wieder irgendwie schließen. Zunähen war leider keine Option, da der Stoff schon recht eingerissen war und mir persönlich das Ganze dann zu eng würde. Ich hab also kurzerhand die aufgeschnittenen Stellen erstmal umgenäht und dann Löcher hineingestanzt um sie zu schnüren. Ich hätte mich mit modernen Ösen zufriedengegeben, habe es aber vermasselt. Die ersten Ösen waren ohne Scheiben und waren deswegen unangenehm. Beim Heraustrennen sind die Löcher dann zu groß für die neuen Ösen geworden. Ich blickte den Stoff an und dachte verzweifelt: "Oh nein! Ich glaube, ich muss die Löcher jetzt umsticken." Ich versuchte innerlich Ausreden und andere Möglichkeiten zu finden, aber es gab kein Entrinnen. Aus Frust lies ich die Robe lange Zeit liegen und kam indessen sogar noch auf die Idee, die Ärmel abzutrennen und zum Anschnüren umzuarbeiten. Und als ich mir so überlegte, wie viele Löcher ich dann wohl brauche, kam ich auf 104 Stück - ein Graus! Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass ich Näh- und Stickarbeiten sehr gerne verrichte. Vor allem das Sticken hat sich fast schon zur Sucht ausgearbeitet. Aber eines wird immer so bleiben: Ich hasse - nein, ich verabscheue auf's Äusserste das Umsticken irgendwelcher Löcher!!!

Aber es ging kein Weg dran vorbei und durch guten Zuspruch meiner Freunde, ergab ich mich dieser Aufgabe. Es hat recht lang gedauert, aber im Endeffekt habe ich es geschafft. Die insgesammt 6,48m langen geflochtenen Bänder waren für mich ein freudiger Ausgleich zu dieser verhassten Stickarbeit.


Robenkleid ohne Ärmel

Schnürung der geschlitzten Seiten

Schnürung der Ärmel
Bei den Ärmeln habe ich übrigends drei verschiedene Schnürungen ausprobiert, die ich euch auch mal kurz zeigen möchte. Zum einen die S- oder Z-Schnürung wie man sie auf dem Bild oben sieht. Je nachdem von welcher Seite man beginnt das Band zu führen, sieht es eben nach einem S oder Z aus - Wenn man durch den Stoff hindurch blicken könnte. Hier hab ich das Band wie ein S geführt. Das Band reicht hierfür vollkommen aus und es trägt sich am angenehmsten, deswegen werde ich wohl diese Schnürung beibehalten.




Schnürvariante 2
 Hier sieht man eine Schnürung für die ich keinen allgemein gültigen Namen kenne. Ich würde sie als "Nähschnürung" oder vielleicht auch "Geradschnürung" beschreiben. Man sieht hier nur eine Reihe der Löcher, da die Ärmel und die Armkugel übereinander liegen. Ähnlich wie beim nähen - genauer gesagt wie beim Vorstich - wird das Band durch die übereinander liegenden Löcher hindurchgeführt. Bei dieser Schnürung reicht ein kürzeres Band aus. Bei meinem Band hatte ich ganz schön viel übrig und musste eine große Schleife mit Knoten machen, was ich sehr umständlich und unschön finde. Wären die Löcher größer, könnte man das ganze auch wieder zurückführen, sodass sich - wieder ähnlich wie beim Nähen - eine durchgängige Linie bildet. Diese Schnürung hält zwar sehr gut, fühlt sich aber irgendwie komisch an, wegen der überlappenden Ärmel und sagt mir optisch auch nicht zu.


Schnürvariante 3

Als letztes habe ich eine typische Kreuzschnürung ausprobiert, die kennt wohl jeder. Hierbei wird mit der Mitte des Bandes begonnen und die Enden immer wieder über Kreuz geführt. Diese Variante finde ich am schönsten anzusehen, leider hält sie an Ärmeln nicht ganz so gut und verbraucht sehr viel Band. Ich hatte ziemlich damit zu kämpfen und musste den Ärmel teilweise zu eng schnüren. Wenn man diese Variante nutzt, sollte man also ein recht langes Band benutzen. Meine Bänder für die Arme waren ca. 1,60m lang, damit ihr mal einen Vergleich habt.

Zum Abschluß noch einen genauen Blick auf die umstickten Löcher, für alle die, die es gerne genauer wissen wollen. Wie man sieht, habe ich zwei verschiedene Farben benutzt, da ich absolut nicht einschätzen konnte, wie viel Garn ich verbrauchen werde. Bei beiden Stellen habe ich den Knopflochstich verwendet, allerdings einmal mit der Schlingstelle sichtbar nach vorn (Bild 1) und beim anderen mit der Schlingstelle nach hinten (Bild 2).

Löcher an der Armkugel



Löcher an den geschlitzten Seiten

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